Chiropraktik - Tierarztpraxis am Turm

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Chiropraktik
Was ist Chiropraktik und was macht sie?

Das Wort „Chiropraktik" setzt sich aus den griechischen Worten „Chiros" (Hand) und „Praktos" (Tätigkeit) zusammen und heißt übersetzt so viel wie „Mit den Händen arbeiten". Wie das Wort schon sagt, wird Chiropraktik mit den Händen ausgeübt. Sie stellt keine Alternative, sondern eine Ergänzung zur klassischen Medizin dar.

Der Chiropraktiker untersucht die Wirbelsäule, indem er jeden einzelnen Wirbel bewegt und prüft, ob er sich in seinem natürlichen Bewegungsspielraum so gut und weit bewegt, wie er soll. Spürt er dabei ein Wirbelgelenk auf, das einen eingeschränkten Bewegungsspielraum aufweist, wird er versuchen, diese „Blockierung" zu lösen. Dazu bewegt er den Wirbel an die Grenze seiner eingeschränkten Beweglichkeit und setzt dort einen Impuls, einen sogenannten „Thrust". Dieser Impuls wird sehr schnell, aber mit nur wenig Kraft ausgeübt, so dass das Gelenk keinesfalls mehr bewegt wird, als seine Natur zulässt. Dieser Thrust nun sorgt dafür, dass der Körper den festgehaltenen Wirbel wieder loslässt.
So verfährt der Chiropraktiker nacheinander mit allen Blockierungen, bis die gesamte Wirbelsäule „befreit" ist. Anschließend wird er sich vielleicht noch die Beine vornehmen und auch hier nach Blockierungen forschen und diese lösen.
Geschichte

Die chiropraktische Behandlung ist eine recht junge Behandlungsmethode. Erst Ende des 19. Jh. wurde sie von dem Amerikaner D.D. Palmer entdeckt. Er heilte damals seinen gehörlosen Freund Harvey Lillard quasi durch Zufall. Dieser hatte ihm erzählt, dass er früher hören konnte, doch bei einem Unfall hatte es laut in seiner Halswirbelsäule „geknackt" und plötzlich war er taub. D.D.Palmer begann also, die Halswirbel seines Freundes mehr oder weniger vorsichtig zu mobilisieren. Plötzlich knackte es wieder laut und Harvey konnte wieder hören. In den folgenden Jahren arbeitete D.D., sein Sohn und viele nachfolgende Kollegen die Technik aus.
Wozu Chiropraktik?

Die Wirbelsäule ist in mehrerlei Hinsicht wichtig: Sie stabilisiert den Körper, schützt das Rückenmark  und sorgt dafür, dass wir uns fortbewegen können. Doch die Beweglichkeit der Wirbel ist nicht nur für die Fortbewegung wichtig. Sie hält auch die Bandscheiben, die Bänder, die Nerven und damit den ganzen Körper gesund. Dabei ist die Bewegung jedes einzelnen Wirbels wichtig. Das sind bei Hund und Katze z.B. ca. 40 Stück. Bewegen sich nur einer oder gar mehrere Wirbel weniger als normal (sogen. „Blockierung"), gerät das System aus dem Gleichgewicht: Benachbarte Wirbel müssen die fehlende Bewegung mit übernehmen und werden auf Dauer überstrapaziert. Zudem werden die Beine anders belastet, vielleicht sogar ungleichmäßig, was wiederum zur Überlastung der Gelenke führt. Die Folgen sind Verspannungen, „steife" Gelenke, Gelenkschmerzen und als Langzeitfolgen Bandscheibenvorfälle und/oder Arthrosen.

Im alltäglichen Leben unserer Tiere kommt es immer wieder zu solchen Blockierungen, die durch Verspannungen der Muskulatur entstehen - durch anatomische Probleme, durch Toben mit anderen Hunden oder Pferden etwa, durch falsche oder starke Belastung im Sport, unpassende Sättel, kleinere Unfälle und so weiter.

Der Chiropraktiker kann helfen: Er bewegt jedes Wirbelsegment, testet, ob es sich bewegt, wie es sollte und spürt die auf, die Bewegungseinschränkungen aufweisen. Mit Hilfe einer speziellen Technik, dem sogen. „Thrust" (engl.: Druck, Schub), löst er die blockierten Gelenke, sorgt so für optimale Beweglichkeit der Wirbelsäule und damit zur Gesunderhaltung des gesamten Körpers.
Leider merken wir unseren Vierbeinern kleine Bewegungseinschränkungen oft nicht an. Erst wenn sie deutliche Veränderungen beim Laufen zeigen, fällt uns auf, dass etwas anders ist. Und dennoch reiten wir meistens weiter oder lassen unseren Hund weiter toben und spielen. Erst bei Lahmheit oder ernsthaften Schmerzäußerungen suchen wir den Tierarzt auf. Deshalb ist es am besten, ein bis zweimal im Jahr, spätestens aber bei geringsten Veränderungen des Bewegungsablaufs die Wirbelsäule unserer Tiere untersuchen zu lassen, damit Langzeitfolgen gar nicht erst entstehen.
Braucht mein Tier eine chiropraktische Behandlung?

Woran merke ich denn nun, dass mein Tier eine chiropraktische Behandlung braucht?
Im Prinzip ist es ratsam, einen Chiropraktiker aufzusuchen, sobald sich Ihr Tier anders bewegt, als Sie das gewohnt sind. Folgende Anzeichen können als Indikator dienen:

Hund
  • Ihr Hund hat Schwierigkeiten aufzustehen, vor allem nach langem Liegen.
  • Ihr Hund zögert, Treppen zu laufen, die er sonst ohne Probleme genommen hat oder will nicht mehr ins Auto springen.
  • Ihr Hund lahmt ab und zu, vor allem nach langem Liegen oder nach dem Toben.
  • Ihr Hund setzt sich nicht wie gewohnt mitten auf sein Hinterteil, sondern nur auf eine „Pobacke". Die Hinterbeine sind dabei beide auf   eine   Seite gestreckt (sogenannter „Welpensitz")
  • Ihr Hund läuft im Trab mit den Beinen nicht mehr diagonal, sondern gleichseitig (sogenannter „Passgang").
  • Ihr Hund läuft mit den Hinterbeinen nicht mehr in der Spur der Vorderbeine, sondern links oder rechts davon.
  • Ihr Hund wölbt den Rücken beim Laufen auf und läuft deutlich langsamer als sonst. Vielleicht klemmt er die Rute dabei sogar ein.
  • Ihr Hund kann Sie nicht mehr so gut anschauen, wenn er links von Ihnen läuft, weil der den Hals nicht richtig drehen kann.
  • Ihr Hund „jault" plötzlich auf – beim Toben, wenn er sich hinlegt, ins Auto springt, oder wenn Sie ihn hochheben wollen.

Pferd
  • Ihr Pferd ist besonders empfindlich im Rücken beim Putzen oder Anfassen.
  • Ihr Pferd möchte sich nicht mehr satteln lassen, geht dabei in die Knie oder schnappt beim Anziehen des Gurts, obwohl es vorher nie   Probleme hatte.
  • Ihr Pferd macht plötzlich beim Reiten Probleme beim Biegen oder Stellen zu einer Seite oder beißt sich dann sogar auf dem Gebiss fest.
  • Ihr Pferd möchte nicht sauber antraben, sondern „traloppiert", bevor es wirklich trabt.
  • Ihr Pferd galoppiert nicht sauber, kommt mit der Hinterhand in die Bahn oder springt in Kreuzgalopp.
  • Ihr Pferd gibt den Rücken nicht mehr her, sondern streckt ihn vielleicht im Gegenteil weg.
  • Ihr Pferd tritt mit einem Bein kürzer als mit dem anderen.
  • Ihr Pferd ist hart im Maul und will nicht durch das Genick gehen.
  • Ihr Pferd verliert Muskeln am Rücken oder einseitig an einem der Beine.

Das sind natürlich nur einige Anhaltspunkte, die darauf hinweisen könnten, dass ein chiropraktisches Problem vorliegen könnte und ist keinesfalls vollständig. Zudem kann natürlich auch immer ein medizinisches Problem hinter den Auffälligkeiten liegen. Dann wird der Chiropraktiker Sie auf jeden Fall zu einem Tierarzt weiterschicken.

Ursachen für Rückenprobleme

Die Ursachen für Bewegungseinschränkungen der Wirbelsäule sind vielseitig. Angefangen von der Geburt kann jedes alltägliche Ereignis im Pferdeleben zu Fehlbelastungen mit folgenden Verspannungen der Muskulatur führen - das Toben auf der Wiese, ein einfaches Ausrutschen beim Laufen, ein Festlegen in der Box, ein Kabbeln mit dem Nachbarn, ein schlecht sitzender Sattel und natürlich auch der Sport im Allgemeinen und der Reiter im Besonderen.

Der Chiropraktiker wird versuchen, mit Ihnen dass Problem zu entlarven und - wenn möglich - die Ursache zu beseitigen. Ein schlecht sitzender Sattel kann ausgetauscht oder gepolstert werden, der Hänger rutschsicherer oder das Nachbarpferd ausgetauscht werden. Manchmal aber ist die Ursache nicht herauszufinden oder auch nicht abzustellen. In diesem Fall hilft eine regelmäßige Rückenkontrolle auf jeden Fall, den Schaden so gering wie möglich zu halten.
Und wie funktioniert die Chiropraktik genau?

Für Wissbegierige

Um zu verstehen, wie genau dieser „Thrust" (siehe oben) wirkt, muss man ein bisschen weiter ausholen: Die gesamte Beweglichkeit und Bewegung unseres Körpers wird über das Nervensystems reguliert, das koordiniert, kontrolliert und regelt.

Nun ist unser Körper darauf programmiert, sich zu schützen und selbst zu heilen. Ein einfaches Beispiel hierfür ist das Immunsystem: Dringen Krankheitskeime in unseren Körper ein, setzt dieser (natürlich auch über das Nervensystem reguliert)  die körperliche Abwehr in Gang, die mit unterschiedlichsten Methoden versucht, die Keime auszurotten und aus dem Körper zu eliminieren. Hierzu dienen z.B. das Fieber, der Schleim beim Husten oder Schnupfen oder auch die Blutzellen, die Keime direkt (Fresszellen) oder indirekt (Lymphozyten) vernichten können. Über dieses Beispiel hinaus gibt es noch unzählige andere Mechanismen in jedem Teil des Körpers, mit dem dieser versucht, sich selbst so gesund wie möglich zu erhalten.

Das trifft auch für unsere Wirbelsäule zu, die immerhin das Rückenmark umgibt, ohne das wir nicht lebensfähig sind. Denn hier verlaufen die Nerven, die zwischen den Wirbeln das Rückenmark verlassen, um die Organe und die Skelettmuskeln und alles andere in der Peripherie zu versorgen und koordinieren. Dazu muss noch gesagt werden, dass diese Nerven u.a. durch die Bewegung der Wirbel ernährt werden. Ohne Bewegung geht das Nervensystem langsam aber sicher zu Grunde. Ein Beispiel hierfür sind z.B. Menschen, die von der Halswirbelsäule abwärts gelähmt sind (z.B. Superman-Darsteller Christopher Reeves). Alle Nerven, die die inneren Organe versorgen, sind von der Lähmung betroffen und somit unterversorgt mit Nährstoffen. Deshalb sterben Menschen mit dieser Behinderung trotz eingehender Physiotherapie, bei der alle Gelenke passiv bewegt werden, nach wenigen Jahren an Multiorganversagen. Also versucht der Körper, seine Wirbelsäule so beweglich wie möglich zu halten. Aber es muss richtige Bewegung sein, ständige Fehlbelastung ist ebenso schlecht, weil die Bandscheiben dabei beschädigt werden könnten. Für die gilt nämlich das Gleiche: Auch sie werden nur durch Bewegung ernährt. Bei zu wenig Bewegung trocknen sie aus und reißen, bei zu viel werden sie traumatisiert und gehen ebenfalls kaputt (Bandscheibenvorfall).

Um nun aber seine Wirbelsäule gesund zu erhalten, muss der Körper Einschränkungen in Kauf nehmen, denn es stehen ihm nur sehr beschränkte Mittel zur Verfügung: Wird ein Wirbelgelenk permanent falsch oder einfach nur zu viel bewegt (Sport, Überbewegliche Gelenke), wird das Gelenk mit Hilfe von Nervenimpulsen erst einmal ruhig gestellt, indem die Muskeln verspannt werden. Jetzt schon sprechen wir von einer „Blockierung", das Gelenk kann sich nicht mehr so gut bewegen wie zuvor. Leider ist das eine Schraube ohne Ende, denn wenn der Körper ein Gelenk feststellt, müssen die Wirbel davor und dahinter seine Funktion mit übernehmen, bis diese so überarbeitet sind, dass der Körper sie auch festzieht und so weiter. Irgendwann haben wir einen handfesten Hexenschuss oder einen steifen Nacken oder massive Rückenschmerzen.

Passiert eine solche Fehlbelastung über Jahre immer wieder und wieder, greift der Körper zu härteren Mittel, um den fehl belasteten Wirbel dauerhaft zu stabilisieren: Er beginnt die Bänder rund um, das Gelenk mit Mineralien zuzubauen. So entstehen Arthrosen.
Wie greift hier nun unsere chiropraktische Behandlung, unser „Thrust"? Der bewegt im Prinzip den vom Körper über die Muskeln arretierten Wirbel ein klitzekleines Stückchen in die Richtung, in die seine Bewegung eingeschränkt war. Dieser Impuls nun regt die Nerven an, die vorher durch die verminderte Bewegung weniger Impulse gesendet haben und melden ans Gehirn, dass trotz dieser Bewegung nichts Schlimmes passiert. Daraufhin werden die Blockierungen gelöst.

Natürlich ist das eine stark vereinfachte Erklärung, die keiner wissenschaftlichen Prüfung standhält. Aber wer die Zusammenhänge auch nur ein bisschen verstanden hat, dem wird auffallen, dass es ja witzlos ist, die Blockierungen des Körpers durch Chiropraktik zu lösen, wenn danach die ständige Fehlbelastung weiter geht. Sind die Blockierungen aufgrund eines Sturzes oder anderen akuten Zustandes entstanden, mag es gut sein. Insgesamt heißt eine Chiropraktische Behandlung aber oft, dass danach auch die Belastung geändert werden sollte, um weitere Fehlbelastungen zu vermeiden.
"Live, health, chiropractic..."
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